Lehre

HS. Medialität der Kultur: Projektseminar Soziale Medien und Immersion

Dozent:innen: Laura Katharina Mücke M.A.
Kurzname: HS Medialität Kultur
Kurs-Nr.: 05.174.16_1020
Kurstyp: Hauptseminar

Voraussetzungen / Organisatorisches

Projektseminar, 4-stündig und zugleich Theorieseminar, 2 stündig
Bei dem Kurs handelt es sich um ein anteilig theoretisches Seminar (2stündig) mit Möglichkeit auf Projektseminar-Teilnahme (2stündig). In den vierzehntägigen gemeinsamen Treffen sprechen wir über Theorie und Anwendungsbereiche des Begriffs. Parallel läuft eine Projektschiene, die mit einer vierzehntägigen kontinuierlichen Arbeit an einem eigenen Social Media-Recherche-Projekt bespielt wird. Stellenweise sind beide Kursteile miteinander verkoppelt.
Filmwissenschaftler:innen besuchen den Kurs als Projektseminar 4stündig und decken damit ihren Seminarbesuch als auch das SLS ab.
Kulturanthropolog:innen sind nur zur Teilnahme an der 14tägigen Theoriesitzung verpflichtet, auf Wunsch können diese gerne an den Projekten freiwillig partizipieren.

Empfohlene Literatur

Literatur zum Einlesen (Auswahl):

Grabbe, Lars C. (2015): Homo immergens. Immersion als Bestimmungsgröße für eine Medien- und Kulturtheorie medialer Hybridität. In: Visual Past, A Journal for the Study of Past Visual Cultures, Vol. 2.1, S. 527–552.
Huhtamo, Erkki (2008[1997]): Unterwegs in der Kapsel. Simulatoren und das Bedürfnis nach totaler Immersion. In: Montage AV 17/2/2008, S. 41–68.
Kasprowicz, Dawid/Breyer, Thiemo (2019): Immersion. Grenzen und Metaphorik des digitalen Subjekts. In: Navigationen, Zeitschrift für Medien und Kulturwissenschaft, Jg. 19, H. 1, S. 7–16.
Liptay, Fabienne/Dogramaci, Burcu: Introduction. Immersion in the Visual Arts and Media. In: Dies. (Hrsg.): Immersion in the Visual Arts and Media. Leiden: Brill, S. 1–20.
Mühlhoff, Rainer (2018): Immersive Macht. Affekttheorie nach Spinoza und Foucault. Frankfurt/New York: Campus.
Schweinitz, Jörg (2006): Totale Immersion und die Utopie von der virtuellen Realität. Ein Mediengründungsmythos zwischen Kino und Computerspiel. In: Neitzel, Britta/Nohr, Rolf F. (Hrsg.): Das Spiel mit dem Medium. Partizipation, Immersion, Interaktion. Marburg: Schüren, S. 136–153.
Voss, Christiane (2013): Der Leihkörper. Erkenntnis und Ästhetik der Illusion. München: Fink.

Inhalt

Wenn es um Fragen nach Internetnutzung – und speziell um Fragen nach Social Media-Nutzung – geht, werden schnell Stimmen laut, die anderen oder sich selbst „Internetsucht", „Doomscrolling", „Verstreute Aufmerksamkeit" „Selbst-Exhibitionismus" oder „bubble-Denken" vorwerfen. Diese Vorwürfe haben, medienhistorisch gesprochen, Tradition im öffentlichen Diskurs ‚über Medien‘: über das Fernsehen, den Film, und weit darüber hinaus. Sie stecken in den menschlichen Akteur:innen genauso wie in technischen und in medialen Produkten selbst, sie stecken in Aussagen, Formen, Techniken und Subjektentwürfen. Und sie sind von Machtstrukturen durchzogen: So sind es besonders Jugendliche, die im Internet als gefährdet verstanden werden; für andere Medien mussten Frauen, Tiere, Arbeitslose oder Indigene als Stellvertreter:innen für Projektionen der eigenen Ängste im Umgang mit ‚den neuen Medien‘ herhalten.
Im Zentrum dieser großen Diskussion steht der Begriff der Immersion (lat. immergere, „eintauchen"), der – mal positiv, mal negativ besetzt, mal technologisch, fiktionstheoretisch oder kulturell besetzt, mal metaphorisch oder ganz praktisch, mal ganz simpel, mal hoch komplex – darauf zielt, Menschen als sprachliches Instrument dafür zu dienen, wie sie ihre Erfahrungen ‚mit Medien‘ beschreiben. Ob Menschen dabei von sich selbst oder ‚über andere‘ sprechen, hat ‚früher‘ noch einen Unterscheid gemacht – heute schreiben wir uns auch selbst, stets selbstkritisch und schuldbewusst, zu, dass wir „zu viel Zeit im Netz" verbringen, „pausenlos scrollen", „anfällig" für Fake News oder Normen sind, die im Netz verbreitet werden. Dabei wäre, objektiv gesprochen, an dieser Tatsache nichts Schlechtes. Denn soziale Medien fungieren auch als Räume für Identitäts- und Gruppenbildung, dort prägen sich Überzeugungen und Lebensentwürfe – und auch hier könnte Immersions als fundamentales Funktionsprinzip beschrieben werden.
Das Seminar interessiert sich für diesen diskursanalytischen Umgang mit „Immersion" als „all-inclusive-term" (McMahan 2003), als Macht-Topos (Mühlhoff 2018), als Frage nach körperlichen Erfahrungen (Kasprowicz 2019), als medienhistorischen Term (Grau 2003, Recuber 2006), als kulturell kollektives und individuelles Funktionsmoment (Keen 2010, Schatz 2009, Mücke/Poljansek 2023).
Da es anteilig als theoretisches und Praxis-Seminar konzipiert ist, haben wir vor, uns dem Topos der Immersion im Kontext von a) wissenschaftlichen Videorecherchen auf sozialmedialen Kanälen und b) (ggf.) in der Erstellung eines eigenen, fiktiven Social-Media-Profils oder Blogs widmen, für das diejenigen Studieren, die diesen Kurs vierstündig absolvieren möchten, über das Semester hinweg Material zusammenstellen, indem wir unsere eigenen Netzerfahrungen und die dokumentierten Erfahrungen anderer befragen und arrangieren.

Zusätzliche Informationen

Anforderungen:
Im Kurs wird die Fähigkeit zur selbstständigen Arbeit (Teamarbeit, Organisation, Ideenfindung und Umsetzung) sowie eine erhöhte Bereitschaft zu Kritikfähigkeit (Feedback geben, Feedback annehmen und umsetzen) verlangt.
Die Teilnehmenden müssen regelmäßig Zwischenstände ihrer Recherche im Seminar präsentieren und eine Themenpräsentation im Theoriekurs halten. Sie sollten darauf eingestellt sein, dass sie neben den Vor-Ort-Sitzungen aktiv selbstständig Treffen und Arbeitsstrukturen organisieren müssen.

Prüfungsleistung:
Themenpräsentation im Theorie-Kurs (aktive Teilnahme)
Teilnahme an einer studentischen, themenbezogenen Forschungsgruppe und Dokumentation der Forschung (ggf. nut für Filmwissenschaftsstudierende)
wenn erwünscht: Hausarbeit

Termine

Datum (Wochentag) Zeit Ort
24.10.2023 (Dienstag) 12:15 - 15:45 00 113 Seminarraum
9181 - Medienhaus
07.11.2023 (Dienstag) 12:15 - 15:45 00 113 Seminarraum
9181 - Medienhaus
21.11.2023 (Dienstag) 12:15 - 15:45 00 113 Seminarraum
9181 - Medienhaus
07.12.2023 (Donnerstag) 12:15 - 13:45 00 211 Hörsaal
9181 - Medienhaus
12.12.2023 (Dienstag) 12:15 - 15:45 00 113 Seminarraum
9181 - Medienhaus
19.12.2023 (Dienstag) 12:15 - 15:45 00 113 Seminarraum
9181 - Medienhaus
16.01.2024 (Dienstag) 12:15 - 15:45 00 113 Seminarraum
9181 - Medienhaus
06.02.2024 (Dienstag) 12:15 - 15:45 00 113 Seminarraum
9181 - Medienhaus